Compounds - Word and Image

Wahrnehmung, Kreativität und Vorstellungskraft sind wichtige Grundpfeiler und Ausgangspunkte jeder entwerferischen und gestalterischen Tätigkeit. Kreativität entsteht nicht aus dem Nichts. Sie braucht eine Spielwiese und ein Gefäss von Bausteinen, aus denen sie Einfälle ableitet, neu arrangiert und komponiert. Zweifelsohne bedient sich der Architekt zur Entwurfsfindung hauptsächlich grafischer Fragmente, Bilder oder Versatzstücke davon - gesehen oder verinnerlicht - die miteinander neu in Beziehung gebracht werden. Bei diesen Entwurfskomponenten handelt es sich mehrheitlich um grafische Zeichen von abbildender Natur - abstrakt oder realitätsanmutend – jedoch meist direkt abgeleitet von unserer visuellen Umwelt. Dass aber auch die Sprache mit ihrer Syntax für kreative Entwurfsansätze dienlich sein kann, soll Gegenstand des vorliegenden Kurses sein. Ausgangspunkt des Kurses war die aus dem Bereich der Linguistik angebotene Möglichkeit, einzelne Wörter zu einem neuen Wort zusammenzufügen und so auch eine neue Bedeutung zu schaffen. Diese Wortbildungstechnik, Komposita genannt, ist vor allem in der deutschen Sprache stark ausgeprägt, doch auch die englische Sprache kennt diese Wortbildungsart, die hier für einen experimentellen Entwurfsansatz eingesetzt werden sollte.

In einem ersten Teil des Kurses erstellten die Studierenden eine Reihe strukturierter Wortlisten aus Einzelwörtern, Nomen oder Adjektiven, die für den Beschrieb oder im Zusammenhang mit unserer natürlichen oder gebauten Umwelt stehen. Es galt in der Folge jeweils zwei Einzelwörter nach dem Zufallsprinzip zu paaren und so fiktive Wortkombinationen zu bilden, die in ihren Bedeutungen unscharf und die keine direkten Vorbilder in unserem Kulturkreis kennen. Die Studierenden wurden anschliessend gebeten, eine Auswahl der fiktiven Wortkreationen visuell zu interpretieren – anhand der Handskizze für eine erste Annäherung und mittels der technischen Zeichnung, dem Modellbau oder der Bildmontage für die abschliessende Darstellung der Objekte. Anhand der im Kurs vermittelten, professionellen, digitalen Darstellungstechniken galt es abschliessend die utopischen Konstrukte möglichst überzeugend ins Bild zu setzen und in scheinbar real existierende Objekte zu übersetzen.